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Veronikas Geschichte

Gehen und Laufen wie es von der Natur gedacht ist – aus meiner jetzigen Perspektive betrachtet habe ich unbewusst wohl schon immer danach gesucht: Nach dem Einklang der Bewegung mit sich selbst und dem Körper in seinem anatomischen Bauplan. Bis ich dieser Weisheit allerdings wenigstens ein Stück nähergekommen bin, dauerte es eine ganze Weile. Das Wissen dazu ist leider nicht so einfach verfügbar oder allgemein bekannt. Deshalb bin ich sehr glücklich, kann ich nun mit „natural walking“ dazu beitragen, dass es sich verbreitet.

Aber erstmal zurück zu meiner Geschichte: Je länger ich mit Bewegung in den unterschiedlichen Formen unterwegs war, desto drängender wurden die Fragen: Wie sortiere ich meinen Körper anatomisch möglichst sinnvoll? Wie gehe und laufe ich gesund? Wie organisiere ich meine Alltagsbewegung? Wie kann ich diversen orthopädischen Problemen vorbeugen bzw. sie positiv beeinflussen? Welche Übungen in einem Training sind anatomisch sinnvoll und gesundheitsfördernd?

Aus meiner langjährigen Tanztrainingserfahrung konnte ich hierfür keine Antworten ziehen, da dort das Ziel der künstlerisch/tänzerische Ausdruck und nicht gesundes Bewegen ist. Vielleicht auch durch das viele Tanztraining hatte mein Körper verlernt, wie eine sinnvolle Koordination beim Gehen und Laufen aussieht. Ich kann mich nicht erinnern, wann genau es angefangen hat, als Kind bin ich nämlich gerne durch die Gegend gerannt. Aber mit den Jahren fand ich Gehen immer unspaßiger, Wandern – nein danke, bloß nicht! und Joggen – um Himmels Willen, niemals! Und das, obwohl ich mich eigentlich gerne bewegt habe. Im sportwissenschaftlichen Studium war Laufen dann Pflicht und was habe ich mich gequält damit! Es hat sich nie gut angefühlt, ich habe die Sekunden gezählt, bis die Trainingseinheit vorbei war, meine Füße schmerzten manchmal, mein Rücken auch, meine Schienbeine zunehmend. Ich absolvierte die Pflicht mehr schlecht als recht und beschloss, nie wieder zu Laufen. Resigniert akzeptierte ich, dass mein Körper anscheinend einfach nicht fürs Laufen gemacht war. Hätte mir damals jemand erzählt, dass ich einmal Gang- und Laufkurse und –coachings anbieten würde, ich hätte ihm gepflegt den Vogel gezeigt. Obwohl ich mir im Studium ein großes theoretisches Hintergrundwissen aneignen konnte – von Biomechanik über Trainingswissenschaft und Sportmotorik, Sportrecht, -soziologie, -pädagogik, -psychologie bis hin zu vielen Seminaren zu medizinischen Grundlagen und Rehabilitation und Prävention durch Bewegung – bekam ich keine wirklichen Antworten auf meine Fragen. Gerade in der Orthopädie kamen außer der beschreibenden Auflistung der diversen orthopädischen Probleme erschreckend wenig konkrete Strategien oder Trainingskonzepte zur Lösung derselben.

Wie wenig Wissen diesbezüglich allgemein vorhanden ist, habe ich dann auch am eigenen Leib erfahren müssen: Mitten im Sportstudium kamen recht plötzlich Schmerzen unterhalb meines linken Knies auf der Außenseite des Schienbeins – so stark, dass ich kaum mehr gehen konnte. Der eine Orthopäde wollte mein Knie operieren, der nächste sah auf dem Röntgenbild keine Anzeigen für ein Problem und glaubte mir nicht, der dritte knallte mir die Diagnose „Tibialis-anterior-Syndrom mit O-Beinen und Knick-Senk-Spreizfuß sowie beginnendem Hallux Valgus“ hin, Lösungsvorschläge: keine. Eine wunderbare Osteopathin hat mich soweit schmerzfrei behandelt, dass ich mein Studium abschließen konnte. Aber so richtig rund, das spürte ich immer noch, lief mein linkes Bein nicht. Ich suchte weiter nach Antworten und Konzepten, aber auch in meinen Ausflügen in alternative Bewegungskonzepte wie z.B. Body-Mind-Centering oder Feldenkrais habe ich sie nicht gefunden.

Ich begann dann mit dem einigermaßen gut systematisierten Liebscher&Bracht-Übungskanon Bewegungskurse zu unterrichten und viele meiner KursteilnehmerInnen haben erstaunlich viel Schmerzfreiheit erreicht. In den Jahren des Unterrichtens beobachtete ich mich und meine Teilnehmer:innen, beschäftige mich mit Barfußschuhen, Cantienica, Barfußlaufen, Ballengang etc. pp. Meine Fragen wurden dadurch leider immer noch mehr, statt weniger – bzw, die Frage verdichtete sich zu einer einzigen, dafür immer dringlicheren: Was ist eine anatomisch sinnvolle Bewegungskoordination? Und mein linkes Bein, das spürte ich auch immer noch deutlich, das war zwar (noch?) mehr oder weniger schmerzfrei, aber gut fühlte es sich deshalb noch nicht wirklich an.

Also buchte ich mehr oder weniger hoffnungsvoll eine Spiraldynamik® Einzelstunde und war völlig überwältigt: Ich bekam erstens eine detaillierte, anschauliche und logisch völlig nachvollziehbare Erklärung für meine Fuß- und Beinfehlstellungsproblematik, zweitens eine genauso präzise Idee, wie eine anatomisch sinnvolle Koordination stattdessen aussehen würde und drittens – ganz wichtig und wertvoll – einen Lösungsweg mit differenzierten Bewegungsanweisungen und Übungen. Mir war sofort klar, dass ich da einen gigantischen Schatz gefunden hatte! Ich übte fleißig und meldete mich für die Spiraldynamik®-Ausbildung an, in der ich inzwischen im Level Advanced angelangt bin. Ich bin immer noch fasziniert davon, dass ich endlich auf die Mehrheit meiner Fragen eine Antwort gefunden und ein Konzept für anatomisch sinnvolle Bewegung habe, das ich auf alle Bereiche anwenden kann. Eine «3-D-Gebrauchsanweisung für den Körper» sei Spiraldynamik® heißt es auf der Website – ich finde das absolut zutreffend. In dieser Betrachtungsweise werden soviele wunderbare Details des menschlichen Bewegungskörpers sichtbar und gleichzeitig zeigt sich die geniale Komplexität und Zusammenarbeit des ganzen Systems. In einer anatomisch sinnvollen Koordination unterstützen sich alle Strukturen, sodass sie sich im Einklang bewegen und eine unvergleichliche Klarheit, Ordnung, Präsenz, Kraft, Eleganz und Geschmeidigkeit entsteht.

Mit der intensiven Beschäftigung, der Anwendung des gelernten Wissens und dem Üben hat sich mein Körper und meine gesamte Körperkoordination drastisch verändert: Der Knick-Senkfuß ist Geschichte, der beginnende Hallux Valgus ebenfalls. Die Spreizfuß-Komponente ist schon wesentlich besser geworden, meine O-Beine haben sich deutlich begradigt und ich schaffe es immer häufger nicht mehr im Hohlkreuz zu stehen. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen und wird es wohl auch nie sein. Es hat immer noch an vielen Stellen Potenzial und verändert und entwickelt sich noch immer.

Mit diesen Veränderungen und gigantischen Fortschritten entdeckte ich auch, dass ich doch Laufen kann: Zuerst fiel mir nur auf, dass ich Gehen weniger nervig und Spazierengehen und Wandern nicht mehr ganz so abwegig fand, weitere Gedanken daran verschwendete ich allerdings nicht. Bis meine Kollegin am Spiraldynamik®-Kongress sagte: “Du als Sportwissenschaftlerin könntest doch eigentlich ins Medical Running Seminar gehen!” Größtenteils widerwillig, aber doch etwas neugierig ging ich also hin – und war völlig überrascht und total begeistert. Zweieinhalb Jahre intensive Arbeit an meiner Bewegungskoordination brachte mir als “Nebenprodukt” ein für mich in dem Moment völlig unerwartetes Geschenk: Ich kann Laufen. Und es fühlt sich gut an. Ich konnte es kaum fassen – ich und Laufen?!
In den kommenden Wochen und Monaten wollte ich es dann genau wissen und ging regelmäßig Laufen. Und jedes Mal wieder war ich begeistert, wie gut sich Laufen anfühlen kann: Ohne Schmerzen (ok, Muskelkater am folgenden Tag ausgenommen ;-)), mit Freude an der Bewegung und mit Staunen, wie geschmeidig die Bewegung in Wellen durch den Körper schwingt. Nach wie vor bin ich höchst fasziniert von den vielfältigen Möglichkeiten weiter an meiner Bewegungskoordination zu arbeiten und der Gnadenlosigkeit, mit der noch un- oder fehlkoordinierte Bewegungsanteile spürbar sind. Und trotzdem empfinde ich es nie mehr als quälend oder sehne mich nach dem Trainingsende. Ich laufe im Einklang mit meinen Strukturen und nicht gegen sie. Und so ist das Laufen zu einem absoluten Highlight für mich geworden und jedes einzelne Mal aufs Neue ein Geschenk.

Genauso empfinde ich die Arbeit mit meinen Klient:innen und Teilnehmer:innen als Geschenk und zutiefst befriedigend. In den verschiedenen Formaten von Gruppenkursen, Einzelcoachings und Workshops zusammen mit Jacqueline kommen Menschen mit den unterschiedlichsten orthopädischen Problemen zu mir, mit Fragen zum Barfußgehen- und laufen, für Laufcoachings, für Haltungsschulung und für Trainingsberatung, um ihre Gesundheit und Schmerzfreiheit zu fördern und um ihr Wohlbefinden zu steigern. In den allermeisten Fällen finde ich mit meinem gesammelten Wissen und meiner Erfahrung Ansätze zu Lösungen. Wenn die Körper beginnen in die Koordination zurückzufinden bin ich häufig zutiefst berührt von den Bewegungsmöglichkeiten, die sich wieder erschließen und der Schönheit die anfängt zu strahlen. So ist mein Arbeitsalltag begleitet von Erleichterung über die Schmerzfreiheit, von Freude über ein besseres Körpergefühl oder eine Leistungssteigerung und Dankbarkeit und Wertschätzung für die Unterstützung die ich anbiete. Ich freue mich sehr, dass wir nun mit den Online-Kursen ein Format gefunden haben, das es möglich macht, das Wissen noch weiter zu verbreiten und vielen interesssierten Menschen zugänglich zu machen

1 Gedanke zu „Veronikas Geschichte“

  1. . . . Fange niemals an Aufzuhören . . . .

    Höre niemals auf Anzufangen !

    Salü Veronika

    Gratuliere !!! Ich bin beim Stöbern über BarFuss-Laufen auf Deinen Bericht gestoßen. So beiläufig fing ich an zu lesen. Habe nicht mehr aufgehört und bin fasziniert von Deiner Geschichte. Ja, es steckt an . . . ! Es ist so, dass ich michschon etwas länger damit auseinandersetze, vermehrt barfuss zu gehen im Alltag. Ich habe mal mehr mal weniger Zeit investiert. Du steckst an, dies wieder zu machen . . . .
    Danke Dir vielmals dafür.

    Mit freundlichen Grüßen
    Willy

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