aufstehen

„Ich wusste gar nicht, dass Aufstehen und Hinsetzen so komplex ist!“

Oftmals bekomme ich von meinen Klient:innen schmunzelnd die Rückmeldung: „Ich weiß manchmal gar nicht, wie ich meiner Partnerin/meinem Freund erzählen soll, was ich hier in der Stunde bei dir mache! Es ist scheinbar so gut wie nichts. Stehen. Aufstehen. Hinsetzen. Ein paar Schritte gehen, eine Stufe hinauf- oder heruntersteigen. Also nichts, was ich nicht x-fach im Alltag auch tue. Aber so, wie du mit mir übst, wie du mich anleitest diese banalen Bewegungen anatomisch sinnvoll auszuführen, wird es super komplex und ich brauche meine ganze Konzentration dafür!“

Es ist richtig. Ich übe in meinen Einzeltrainings mit den Klient:innen meist nur scheinbar ganz einfache, banale Bewegungen. Bewegungen, die in unendlichen Wiederholungen im Alltag vorkommen. Aber genau diese sind letztlich diejenigen, welche die meisten Schmerzen entstehen oder verschwinden lassen und die, die darüber entscheiden, ob wir unseren Körper kaputtbewegen oder die Strukturen pflegen und gesund erhalten. Es lohnt sich also sehr, diesen Bewegungen Aufmerksamkeit zu schenken und sie so auszuführen, wie sie aus der Sicht der Anatomie sinnvoll sind.

Normalerweise laufen die meisten Alltagsbewegungen im Hintergrund unbewusst ab und wir denken nicht darüber nach, wie genau wir uns bewegen, beispielsweise wie wir die Treppe runter gehen oder vom Stuhl aufstehen. Wir tun es einfach und unser Bewusstsein und unsere Gedanken sind bei der Arbeit, bei unseren Mitmenschen oder beim nächsten Punkt auf unserer to-do-Liste. Oftmals schleichen sich aus den unterschiedlichsten Gründen ungünstige Bewegungsmuster ein, die sich dann durch sämtliche Bewegungen durchziehen. Beispiele hierfür sind nach innen knickende Fersenbeine, nach innen drehende Knie oder ein kippendes Becken, sodass ein Hohlkreuz entsteht. Diese ungünstigen Muster festigen sich dann über Jahre und Jahrzehnte durch unzählige Wiederholungen, die Strukturen passen sich an und wir haben nur noch die ungünstige Bewegung als Bewegungsidee bzw. Bewegungsprogramm im Hirn gespeichert und verankert.

Möchte man diese unbewussten Bewegungsmuster nun verändern wird es herausfordernd: Dann geht es darum, die scheinbar banale Alltagsbewegung bewusst anders zu gestalten. Also z.B. das Knie nicht nach innen drehen zu lassen sondern geradeaus zu führen, die Fersenbeine nicht knicken zu lassen sondern stabil zu halten oder das Becken aufgerichtet. Meist sind es mehrere ungünstige Bewegungsaspekte, die zusammenhängen und angepasst werden müssen. Und da das alles Aspekte sind, die neu außerhalb der gewohnten Bahnen laufen sollen, fühlt sich das meist ziemlich komplex an und braucht die volle Konzentration.

Glücklicherweise ist mensch jedoch lernfähig und mit etwas Übung fühlt sich die neue Koordination meist schnell unauffällig und normal an. Sie integriert sich dann so in die Alltagsbewegung, dass diese wieder im Hintergrund verschwinden kann.

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