Körperwahrnehmung ist nicht objektiv

Wenn ein(e) Klient:in und ich in Einzelstunden beginnen an der Körperhaltung im Stehen zu arbeiten, gelangen wir meist ziemlich schnell an den Punkt, an dem die Rückmeldung kommt: „Das fühl sich jetzt aber total schräg und seltsam an, ich falle ja fast um – das kann doch nicht gerade und ausgerichtet sein!“ Doch, kann es. Denn unsere Körperwahrnehmung ist nicht objektiv, da der Körper nur sich selbst und die Schwerkraft als Referenzsystem zur Verfügung hat. Das heißt, dass wir die Körperhaltung, die wir gewohnheitsmäßig einnehmen, meist als „gerade“ wahrnehmen, auch wenn sie von außen gesehen nicht gerade und anatomisch sinnvoll ausgerichtet ist. Wir eichen also die gewohnte Haltung als „Normalnull“ und alle Abweichungen davon werden als schief wahrgenommen. Das ist durchaus eine Herausforderung in der Haltungsschulung und -korrektur, weil „schief“ sich anfangs mindestens ungewohnt, oft aber auch unangenehm anfühlt. Glücklicherweise verändert sich das Gefühl für was „gerade“ ist in der Regel sehr schnell und die von außen gesehen gerade ausgerichtete Haltung wird als entspannter und angenehmer empfunden.
Auf dem Weg von der alten zur neuen Haltung sind oft Fotos eine große Hilfe. Ich fotografiere den/die Klient:in von der Seite, einmal in der gewohnten Haltung und einmal in einer korrigierten Position. Oftmals reichen die Reaktionen beim Betrachten der Bilder von totalem Erstaunen bis fast schon Entsetzen darüber, dass die gefühlte Haltung und die sichtbare Haltung so weit voneinander abweichen.

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