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Warum hat mir das noch niemand vorher gesagt?

Diese Frage in Variation ist die Rückmeldung, die wir in unserer Arbeit am häufigsten hören und auf die wir nicht wirklich eine Antwort wissen. Wir wissen nicht, warum Wissen über anatomisch sinnvolle Koordination in unseren Alltagsbewegungen, beim Gehen, Stehen, Sitzen oder Laufen so erschreckend wenig verbreitet ist, und zwar sowohl allgemein als auch in Fachkreisen. Fakt ist aber, dass es so ist. Dieses Wissen wird in den wenigsten Ausbildungen systematisch vermittelt, und noch weniger das Wissen darüber, wie groß die Möglichkeiten sind, über bewusstes Training den Körper wieder in eine anatomisch sinnvolle Koodination zu lenken. Und was (Fach)Personen nicht lernen und verinnerlichen konnten, können sie logischerweise auch nicht weitergeben.

Wenn man die Form der Knochen und Gelenke und die Anordnung der Sehnen, Bänder, Muskeln betrachtet – und zwar nicht nur tot in Rückenlage auf dem Seziertisch, sondern auch ihr Verhalten in dreidimensionaler Bewegung – dann bleibt nicht viel Interpretationsspielraum, was als anatomisch sinnvolle Koordination angesehen werden muss. Dann wird es sehr eindeutig, wie eine Bewegung ablaufen muss, damit die Strukturen optimal zusammenspielen und sich gegenseitig unterstützen. Wir sind immer wieder berührt und beeindruckt, wie genial der menschliche Körper konstruiert ist, wie perfekt das Zusammenspiel im Körper funktionieren kann und wie sehr anatomisch sinnvolle Koordination win-win-Situationen herstellt. Viele haben das Gefühl, dass sie in Kauf nehmen müssen, dass z.B. ihr Hüftgelenk leidet, wenn sie ihr Knie schonen wollen. Das muss nicht sein! Denn wenn wir uns koordiniert bewegen profitiert nicht nur das Knie, sondern auch das Hüftgelenk, und sogar die Füße und der ganze Rest des Körpers.

Das Wissen über anatomisch sinnvolle Koordination ist zwar komplex, aber es lässt sich gut aufbereiten und vermitteln: Es macht auch in einfachen Erklärungen offensichtlich Sinn und wird – ganz wichtig – für die Lernenden unmittelbar im eigenen Körper spürbar. Denn obwohl sich eine neue, anatomisch sinnvolle Bewegung im ersten Moment oft seltsam anfühlt, weil sie nicht dem gewohnten Bewegungsmuster entspricht, spüren die meisten Menschen sehr schnell, dass sie sich stabiler und leichter anfühlt, dass sie weniger Verspannungen verursacht oder beginnt den Schmerz zu lösen. Das ist dann der Moment, in dem die Frage kommt: „Warum hat mir das noch nie jemand gesagt, ich hätte mir soviel erspart?!»

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